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Das Grandhotel: Ein Arkadien für Weltbadgäste

Kaiserhof-Viktoria BK_TD9.2.3.1_Hotel-Kaiserhof-Viktoria-©Stadtarchiv-Bad-Kissingen grandhotel Die-Kurhausstraße-Blick-nach-Süden-(Bötsch-Slg--S-61)
Das Grandhotel Kaiserhof Victoria
Die Kurhausstraße, eine zentrale Achse des Weltbades

Gegenüber der öffentlichen Entnahmestelle für Heilwasser befindet sich das Hotel Kaiserhof Victoria. Es steht exemplarisch für Grandhotels der Weltbadzeit und den Austausch der Kurstädte untereinander.

Es liegt in der Straße „Am Kurgarten“, deren Verlängerung die Kurhausstraße mit ihrer Hotelzeile ist. Typisch für die Bedeutenden Kurstädte Europas ist die Einteilung der Stadt nach Funktionen.

Die Kurhausstraße ist eine der beiden Hauptachsen des Kurviertels, das der Gästeunterbringung dient.

Das Grandhotel Kaiserhof Victoria

Versetzt man sich ins Jahr 1845 zurück, aus dem der Stahlstich stammt, bekommt man ein Gespür für die Größe und Pracht der Gebäude am Kurgarten.

Was heute als einheitlicher Hotelkomplex mit insgesamt 14.000 Quadratmetern erscheint, besteht eigentlich aus Einzelbauten, die erst in mehreren Phasen zusammenwuchsen.

Zwischen 1830 und 1840 wurden drei einzelne Häuser in dieser bevorzugten Stadtlage erbaut: im Süden Ecke Schlossstraße das Hotel Carl von Heß nach Plänen von Gutensohn, dazu das Hotel Kaiser und das Hotel Hemmerich.

Ein Architekt baut in drei bedeutenden Kurstädten

Der Architekt Johann Gottfried Gutensohn war auch in anderen bedeutenden Kurstädten aktiv. Er baute unter anderem eine Kirche in Marienbad und den Kursaal in Bad Ems – ein schönes Beispiel für den Austausch der Kurstädte untereinander.

Aus drei wird eins

Nach und nach glich man die Bauten einander an und erweiterte sie: Es wurden Stockwerke ergänzt, rückwärtige Flügel und Balkone angebaut, Gebäudeteile miteinander verbunden, eine neue Eingangssituation mit einem charakteristischen Turm geschaffen. Sogar ein Wintergarten kam dazu – alles mit dem Ziel, das Hotel größer, stattlicher, bequemer und einheitlicher zu gestalten. 1888 waren die drei Häuser zu einem großen Hotel zusammengefügt.

Auch in der Bezeichnung machte sich das bemerkbar. Seit 1888 trug es den stolzen Namen „Grand Hotel Kaiserhof und Victoria“, der fast gleich bis heute besteht.

Wer von Adel war, berühmt, vermögend oder alles zusammen, verbrachte seinen Kuraufenthalt im heutigen südlichen Teil des Grandhotels und ließ sich vom zahlreichen Personal bedienen.

Historisch bedeutsame Innenausstattung

Das prächtige Treppenhaus, in dem hohe Herrschaften bis hin zu Kaiserin Sisi hinauf- und hinabschritten, ist seit damals erhalten.

Im Festsaal zeugen die Ledertapete mit Jugendstilmotiven und der Lüster noch von der Weltbadzeit.

Der historische Wintergarten, inzwischen Frühstückssaal, ist in sanfte Farben getaucht durch das Licht, das durch die Buntglasfenster fällt.

Restaurant und Café sind heute öffentlich.

Und das Grandhotel Kaiserhof Victoria wartet noch mit einer Besonderheit auf: Es ist eines von drei Häusern, die direkt an das Heilquellennetz angeschlossen sind. Somit gibt es hier bis heute die traditionellen Soleheilbäder in Einzelkabinen.

Die Kurhausstraße, eine zentrale Achse des Weltbades

Die Kurhausstraße verläuft parallel zu Luitpoldpark, Lindesmühlpromenade und dem Kurgarten mit seiner Brunnen- und Wandelhalle, dem Arkadenbau, Maxbrunnen und Regentenbau.

Den Namen hat sie indirekt vom großen Baumeister Balthasar Neumann erhalten. Dieser war Schöpfer des Kurhauses, das 1737 bis 39 entstand.

Sein heutiges Gesicht erhielt der Straßenzug zwischen der Ludwigsbrücke und der Südbrücke aber erst ab den 1830er-Jahren.

Es reihen sich repräsentative, teils sogar prächtige Bauten aneinander, die überwiegend mit dem Aufstieg Kissingens zum Weltbad entstanden oder umgebaut wurden.

Stadtstruktur: Die Hotelzeile im nördlichen Teil

1975 benannte man den nördlichen Teil in „Am Kurgarten“ um und wies ihn als Fußgängerzone aus – eine der ersten in Deutschland.

Der nördliche Teil der Kurhausstraße zeigt sich in dichter Bebauung, die Häuser reihen sich zeilenartig aneinander, die Dachtraufen zur Straße gedreht. In unmittelbarer Nähe der Kuranlagen siedelten sich Unternehmer an, die ihr Geld mit dem Kurbetrieb machten.

Da hier besonders viele Hotels in Reihe entstanden, kann man von einer Hotelzeile sprechen.

Stadtstruktur: Zunehmend Villenbebauung in Richtung Süden

Zum südlichen Teil der Kurhausstraße hin lockert die Bebauung auf; die Villen mit Gärten und die Freiflächen zwischen den Häusern nehmen zu.

In den 1970er- und 1980er-Jahren ließen sich auch große Reha-Kliniken hier nieder.

Bauboom in der Kurhausstrasse zur Weltbadzeit

Um die Dimensionen der Beherbergungsindustrie zu verdeutlichen, kann man sich einige der frühen Neubauten in der Kurhausstraße vor Augen führen.

Allein zwischen 1833 und 1840 wurden beispielsweise hier neu errichtet:

  • Haus-Nummer 9 mit 58 Zimmern mit 11 Stallungen und 5 Badezimmern
  • Haus-Nummer 10 mit 23 Zimmern
  • Haus-Nummer 11 mit 8 Zimmern und 2 Stallungen
  • Haus-Nummer 11a mit 21 Zimmern
  • Haus-Nummer 12 mit 20 Zimmern und 4 Badezimmern sowie 2 Stallungen
  • Haus-Nummer 22 mit 20 Zimmern und 6 Stallungen.

All diese Logierhäuser dienten der Unterbringung von Kurgästen; im Kern sind viele von ihnen noch erhalten. Sie versinnbildlichen den Rang Bad Kissingens als einer der bedeutendsten Kurorte bereits in dieser Zeit.

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